Wieso sich nachhaltige Beschaffung für den öffentlichen Einkauf lohnt
Nachhaltigkeit sowie nachhaltiges Einkaufen sind in Deutschland seit einigen Jahren viel diskutierte Themen. Auch im öffentlichen Auftragswesen spielt dies eine immer größere Rolle. Doch was bringt eine nachhaltige Beschaffung im öffentlichen Einkaufswesen und wieso ist diese so wichtig? Bietet eine nachhaltige Beschaffung für den öffentlichen Einkauf Vorteile?
Was ist nachhaltige Beschaffung?
Dafür stellt sich zunächst einmal die Frage, was nachhaltige Beschaffung (engl. Sustainable Procurement) eigentlich ist. Der Definition der „World Commission on Environment and Development“ zufolge ist Nachhaltigkeit definiert als bedarfsgerechter Ressourcenverbrauch, der die Bedarfsdeckung zukünftiger Generationen nicht beeinträchtigt.[1]
Übertragen auf die öffentliche Beschaffung bedeutet das also, dass Produkte und Dienstleistungen so beschafft werden sollen, dass sie von der Produktion bis zur Entsorgung sowohl soziale und ökologische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die eingekauften Produkte und Dienstleistungen sollen dabei über den gesamten Lebenszyklus hinweg keinen negativen Einfluss auf Organisation, Gesellschaft und Umwelt ausüben.
Wieso ist Nachhaltigkeit gerade im öffentlichen Sektor so wichtig?
Der öffentliche Sektor hat eine wichtige Position in der öffentlichen Beschaffung und könnte das Thema Nachhaltigkeit sogar von zwei Seiten beeinflussen. Zum einen über die Verabschiedung passender Richtlinien und politischen Vorgaben, zum anderen über das Beschaffungsvolumen öffentlicher Auftraggeber. [2] Die öffentliche Hand zählt in Deutschland zu einem der größten Auftraggeber. Die Einführung und Etablierung einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung haben damit nicht nur einen unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt, sondern auch auf zukünftige Produktentwicklungen. Denn steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, entwickelt sich auch das Marktangebot hin zu immer mehr Nachhaltigkeit.
Die Vorteile einer nachhaltigen Beschaffung für den öffentlichen Einkauf
Dass die Ressourcen der Erde begrenzt und ein dementsprechend sparsamer und schonender Umgang für die Sicherung der Zukunft unabdingbar ist, ist nicht erst seit der Fridays for Future Bewegung bekannt. In den letzten Jahrzehnten etablierte sich die Thematik in allen Lebens- und Organisationsbereichen – auch in der öffentlichen Beschaffung.
Kostenvorteile beim Kauf nachhaltiger Produkte
Die Verankerung von Nachhaltigkeit in der Beschaffung ist nicht nur eine Frage des reinen Gewissens, sondern lohnt sich auch aus ökonomischer Sicht für die öffentlichen Auftraggeber. Durch Berücksichtigung der Lebenszykluskosten oder der Einführung eines Kreislaufmodells können Kostenreduktionspotentiale ausgeschöpft werden. [3]
Sieht man über den eventuell höheren Anschaffungspreis hinweg und betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Produktes, eröffnen sich viele Einsparpotenziale. Das liegt unter anderem daran, dass nachhaltige und ökologisch zertifizierte Produkte in der Regel weniger Energie verbrauchen, einen geringeren CO2-Ausstoß haben und weniger Abfall verursachen. Dadurch lassen sich Betriebs-, Wartungs- und Entsorgungskosten senken, sodass nachhaltige Produkte trotz höherer Anschaffungskosten unterm Strich oftmals die günstigere Alternative sind.
Somit kann ein strategisch angelegter nachhaltiger Einkauf auch dazu beitragen, die oftmals angespannten Haushaltslagen von Städten und Kommunen zu entlasten.
Sicherheit für Mensch und Umwelt
Zu den Anforderungen an nachhaltige Produkte zählen neben der Energie- und Ressourcenschonung auch der Einsatz von umweltverträglichen und schadstoffarmen Materialien und Inhalten. Auf diese Weise können auch gesundheitliche Risiken eingedämmt werden.
Größere Reputation
Aufgrund des großen Interesses der Gesellschaft an einer Gesunderhaltung der Umwelt ist auch der Druck von Kunden- und Stakeholderseite nicht zu vernachlässigen. Dieser Einfluss kann sowohl direkt vom Endkunden kommen, als auch vom zwischengestalteten Großkunden, der wiederum vom Endkunden beeinflusst wird. Hier spielt demnach auch die Reputation des öffentlichen Auftraggebers eine entscheidende Rolle. [4]
Mit nachhaltiger Beschaffung gesellschafts- und umweltpolitische Ziele erreichen
Bei der Produktion von nachhaltigen Produkten werden deutlich weniger CO2-Emissionen oder andere Schadstoffe ausgestoßen. Dies verhilft auch dazu, gesellschafts- und umweltpolitische Ziele zu erreichen. Als ein Beispiel ist die von der Bundesregierung angestrebte Reduzierung von Treibhausgasen um bis zu 95 % anzuführen, die bis zum Jahr 2050 erreicht werden soll. Umgekehrt ist es fast unmöglich, klimaschutzpolitische Ziele – seien es die groß angelegten Pläne der Bundesregierung oder die Ihrer Kommune – ohne den Wechsel auf nachhaltige Produkte zu erreichen. Auch aus diesen Gründen kann die Regierung, die die entsprechenden Richtlinien verabschiedet, als einer der Hauptauslöser der Implementierung der nachhaltigen Beschaffung angesehen werden. [5]
Die Einführung und Etablierung einer nachhaltigen Beschaffung erweist sich damit auch als moderne Methode, um lösungsorientiert, kostensparend, energie- und ressourceneffizient sowie außenwirksam zu handeln. Das gilt vor dem Hintergrund der Vorreiterrolle des öffentlichen Sektors umso mehr im öffentlichen Einkauf.
So gibt es also gleich mehrere gute Gründe dafür, dass sich nachhaltige Beschaffung für öffentliche Einrichtungen lohnt.
Viele gute Gründe für eine nachhaltige Beschaffung
Der öffentliche Sektor hat aufgrund seines großen Budgets eine enorme Marktmacht und trägt damit auch eine besondere Verantwortung für die Förderung und Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft.
Von einer konsequent umgesetzten nachhaltigen Vergabe profitieren dabei nicht nur die Umwelt und nachfolgende Generationen, sondern auch die öffentliche Hand selbst. Denn mit nachhaltigen Produkten lassen sich auch Energiekosten und Abfallentsorgungskosten reduzieren. Darüber hinaus erhöht sich mit der größeren Nachfrage nach nachhaltigen Produkten nicht nur das Angebot, es können auf lange Sicht auch Skaleneffekte erreicht und somit die Einkaufspreise gesenkt werden.
Darüber hinaus verhilft ein „grünes Image“ auch zu einer größeren Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Denn das Erreichen von gesellschafts- und umweltpolitischen Zielen ist nahezu unabdingbar mit der Einführung eines nachhaltigen Beschaffungswesens verknüpft.
[1] Vgl. WCED (1987)
[2] Cheng et al. (2018). Green Public Procurement, missing concepts and future trends – A critical review. In: Green Public Procurement, missing concepts and future trends – A critical review, 176, S. 771
[3] Giunipero et al. (2012): Purchasing and supply management sustainability: Drivers and barriers. In: Journal of Purchasing and Supply Management, 15, S. 266
[4] Walker et al. (2008): Drivers and barriers to environmental supply chain management pratices: Lessons from the public and private sectors. In: Journal of Purchasing & Supply Management, 14, S. 81
[5] Walker et al. (2008): Drivers and barriers to environmental supply chain management pratices: Lessons from the public and private sectors. In: Journal of Purchasing & Supply Management, 14, S. 81